Entwicklung und Werdegang der Turngemeinde 1907 Leun e.V.
Im März 1907 wurde von 14 Leuner Bürgern die Vereinigung für Unterhaltung und Bildung ins Leben gerufen. Im Volksmund hieß diese Vereinigung »Leseverein«. Kopf dieser 14 Bürger war der Lehrer Wilhelm Schmidt.
Das Hauptaugenmerk der ersten Vereinsjahre galt der Erwachsenenbildung. Hier ist anzumerken, dass man nicht das Ziel hatte, das vorhandene Wissen zu vermehren, sondern das vorhandene Wissen im täglichen Leben besser umzusetzen. Eine eigens geschaffene Vereinsbibliothek, die unter der Leitung von Heinrich Schweitzer stand, wurde mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 leider vollständig vernichtet, genauer gesagt verbrannt.
Ebenfalls in den ersten Jahren des jungen Vereins widmete man sich auch der Aufführung von Theaterstücken. Im Winter 1911/1912, anlässlich eines »Kleistabends«, hatte man mit der Aufführung des Werkes »Der zerbrochene Krug« einen großen Erfolg.
Das erste große Ereignis, womit der Verein von sich reden machte, war im Jahre 1912, wo man zum Gelingen der 1000-Jahrfeier der Stadt Leun beitrug.
Im Laufe der Jahre gliederte sich eine Turnergruppe an, die, bevor sie sich endgültig behaupten konnte, große Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Folglich ließ auch der Name »Turngemeinde« nicht mehr lange auf sich warten. Damit war die Vorraussetzung für die Mitgliedschaft in der »Deutschen Turnerschaft« geschaffen.
War diese Turnergruppe anfangs nur eine kleine und unbedeutende Gruppe, so sollte es sich viele Jahre später herausstellen, dass sich hier eine Abteilung herauskristallisieren wird, die Vereinsgeschichte schreiben soll.
Anfangs hatte man mit den Sportkameraden vom TV Braunfels einen hilfreichen Nachbarverein zur Seite, mit dem man viele gemeinsame Turnfeste veranstaltete. Aus dieser Gemeinschaft wurde später, nachdem man auf eigenen Füßen stand, Rivalität auf sportlich, freundschaftlicher Ebene.
Während des ersten Weltkrieges waren die Vereinstätigkeiten zum Erliegen gekommen. Im Jahre 1919 ging man mit neuem Mut zu Werke und die Turngemeinde Leun erlebte wieder bessere Zeiten. Die Leichtathleten kamen als neue Abteilung hinzu, wie auch der Fußball.
Leun wurde zur Hochburg der Leichtathleten. Die Leuner Läuferelite machte sich weit über die Grenzen einen großen Namen. In allen Disziplinen eilte den Leuner Läufern der Ruf voraus, dass sie kaum zu bezwingen sind.
Bald begeisterte man sich auch für den Fußball. Auch in dieser Sportart wurden beachtliche Erfolge erzielt. Für diese Erfolge war auch bestimmt ausschlaggebend, dass die Fußballmannschaft größtenteils identisch war mit den Leichtathleten.
Doch leider wurden diese Erfolge in der großen Blütezeit der Vereinsgeschichte gestoppt. Hervorgerufen durch politische Verhältnisse trat eine Spaltung des Vereins ein. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde diese Spaltung durch das Gleichschaltungsgesetz wieder aufgehoben.
Der zweite Weltkrieg brachte die gesamte Vereinstätigkeit fast erneut zum Erliegen. Nachdem auch der letzte Übungsleiter die Heimat verlassen musste, brach der Sportbetrieb völlig zusammen. Nur die Fußballjugend konnte ihre sportlichen Aktivitäten aufrechterhalten. Viele unserer damaligen Sportkameraden verblieben auf den Schlachtfeldern Europas. 1946, nachdem einige Kameraden aus Krieg und Gefangenschaft wieder in die Heimat zurückkehrten, fand man sich erneut zusammen und man baute auf die heranwachsende Jugend, um sich aufs neue sportlichen Idealen zu widmen. 1948 wurde im Fußball der Gruppensieg erreicht und man konnte sich den Aufstieg sichern. Doch der nächste Rückschlag sollte nicht lange auf sich warten lassen. Noch in der laufenden Runde fiel die Mannschaft durch Querelen einzelner Spieler auseinander.
Anfang der 50er Jahre stand der Verein am Rande des Ruins, sowohl finanziell wie auch sportlich. Wilhelm Lotz kämpfte unermüdlich um den Aufbau des Vereins und sein ganzes Wirken sollte 1954 belohnt werden.
Im Jahre 1953 wurde die Tischtennisabteilung der Turngemeinde Leun von Eberhard Söhn, Heinz Walter, Erwin Heberling und Werner Baunemann gegründet. Die erste Tischtennisplatte war selbstverständlich Marke Eigenbau. Von Schreiner Boch zurechtgeschnitten und vom damaligen Abteilungsleiter Eberhard Söhn lackiert. Hier wurde der Grundstein für eine weitere sehr erfolgreiche Abteilung der Turngemeinde gelegt.
Ein ganz großes Problem bereitete den Sportlern damals vernünftige Trainingsbedingungen. Viele Ideen wurden eingebracht. Jedoch ging erst im Jahr 1968 ein großer Traum in Erfüllung. Im September desselben Jahres wurde der heutige Rasenplatz im Wackenbachstadion seiner Bestimmung übergeben und im Mai 1970 wurde dann auch die Turnhalle benutzungsfähig.
Heute umfasst die Turngemeinde 9 verschiedene Abteilungen mit fast 1000 Mitgliedern. Dazu zählen die schon erwähnten Abteilungen Leichtathletik, Fußball und Tischtennis, aber auch Damen- bzw. Seniorengymnastik, Kinderturnen und einiges mehr.
Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und deshalb sollte man dem Verfasser dieser Zeilen nachsehen, wenn Mitglieder unseres Vereins, die sich besonders verdient gemacht haben, nicht genannt wurden. Dies trifft auch zu, wenn das eine oder andere Ereignis unerwähnt geblieben sein sollte. Sportlichkeit und Fairness verhalfen der Turngemeinde Leun während ihrer langen Vereinsgeschichte zu einem guten Ruf weit über unsere Heimat hinaus. Dazu haben alle Sportkameraden beigetragen, die von heute, aber auch in ganz besonderem Maße die der früheren Jahre, denen wir heute noch zu Dank verpflichtet sind. Wie in vergangener Zeit, so ist die Turngemeinde auch heute noch bemüht, allen Sportfreunden ein Höchstmaß an sportlicher Betätigung zur Erhaltung ihrer Gesundheit zu bieten.